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Hellweg-Bande



Hellweg-Bande

Wir befinden uns auf dem Hellweg, auf jener legendären, alten Handelsstraße. Die Verbindungsstraße zwischen den Stadtteilen Flingern und Gerresheim heißt nicht nur Hellweg, sondern befindet sich tatsächlich auf der Route dieser historischen Straße. 

Dien typischen Häuser des Hellwegs wurden etwa um 1930 erbaut und galten als sozialer Brennpunkt. Nach dem 2. Weltkrieg hatte der Hellweg einen ganz besonderen Ruf. Hier gab es den „Mocca Graf von Tonelli“, der Oberhaupt einer berüchtigtem Jugendbande war, die hier ihr Unwesen trieb.  Das hatte viel mit Überleben und Schwarzmarkt zu tun. Die Bande plünderte Warenlager, überfiel Militärtransporte, lieferte sich Straßenschlachten, Schießereien und Verfolgungsjagden mit der schlecht ausgerüsteten Polizei und den britischen Besatzern. 

Die einen sahen darin eine Art Robin Hood-Mythos, andere wiederum fanden das Unwesen, welches die Bande trieb, nur kriminell. Die Beute kam größtenteils den armen Bewohnern des Hellwegs zugute, die als Gegenleistung der Bande Schutz und Rückendeckung gaben.

Im März 1946 wurde die Bande gefaßt und vom britischen Militärgericht zu Haftstrafen zwischen 6 Monaten und 12 Jahren verurteilt. Dem Anführer drohte sogar die Todesstrafe, die aber in eine Gefängnisstrafe umgewandelt wurde.
 
Noch heute sollen Mitglieder der damaligen Hellwegbande im Umfeld des Hellwegs leben. "Graf Mocca"  verstarb 2010. Zwei seiner Söhne kenne ich persönlich.

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passende Texte aus dem Internet:

Hellwegbande (benannt nach der Wohnstraße einiger Bandenmitglieder).

Diese jugendl. Diebesbanden sind ein typ. Phänomen der Nachkriegszeit.
Hintergrund:
- Kriegsbedingte Auflösung der Familien (in Düs fehlte bei ca. 1/4 der Kinder der Vater)
- Ernährungsnotstand (Ende Mai '45 bestand nur Anspruch auf 867 Kal.
  Lebensmittelzuteilung/Tag/Person)
- viele männl. Jugendliche waren dem Aufruf zum Volkssturm nicht gefolgt, sondern hatten sich versteckt und wurden nach dem Einmarsch/Machtübernahme durch die US-Armee nicht in die Lebensmittelkartenbezugs-Register aufgenommen
- Enthemmung gegenüber Waffengebrauch in den NS-Kinder- u. Jugendorganisationen
Seit Winter 1945 verübte eine Gruppe Jugendlicher Einbrüche in Lebensmittellager in Flingern u. Umgebung. Die Mitglieder der Einbrecherbande wechselten, aber ihr eindeutiger Anführer war Hubert Lange (18 J.), der sich den Namen 'Graf Mocca von Tonelli' zulegte.

Die Bande verfügte über einen Lastwagen, 1 Maschinengewehr und diverse Handfeuerwaffen und war somit der dt. Polizei, die nur mit Holzknüppeln und einigen Fahrrädern ausgestattet war, überlegen. Die Bande raubte Lebensmittellager (meist Margarine und Speisefette) aus und verschenkte einen Teil der Beute ('Fettigkeiten' statt 'Nettigkeiten' genannt) an die zahlreichen Bedürftigen ihrer Wohngegend Hellweg/Flingern. So entstand ein 'Robin-Hood-Ruf' und die Bewohner am Hellweg verweigerten bei Polizei-Befragungen die Weitergabe von Infos über die Bande. Bei vielen Jugendlichen im Hellweg-Gebiet war Hubert Lange als Held angesehen.
Mehrfach rief  'Mocca von Tonelli' nach erfolgreichen Einbrüchen bei der Polizei an und verhöhnte diese.

Nachdem es bei zahlreichen Einbrüchen zu Schießereien gekommen war und es Verletzte gegeben hatte, wurde die brit. Militärpolizei eingeschaltet. Diese aber hatte aufgrund ihrer geringen Ortskenntnis keinen Erfolg. Die Hellweg-Bande floh durch die Kanalisation, über die Flachdächer der Hellweg-Bauten oder eben durch das nur Einheimischen bekannte Höhner-Gässchen.

Am 17.12.45  fand eine Groß-Razzia (100 Schutzpolizisten, 70 Kriminalbeamte und ein 'stärkeres Kommando brit. Militärpolizei') am Hellweg statt und viele Bandenmitglieder wurden nach Verfolgungsjagden mit Schießerei gefaßt.
Am 14.03.46 begann der Prozeß vor dem Military Government Court, dem britischen Militärgericht. Der Anführer Hubert Lange (Graf Mocca) wurde wegen unerlaubten Waffenbesitzes und Gebrauchs zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde später in 20 Jahre Gefängnis umgewandelt; die anderen wurden zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt.

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Post auf "duesseldorf-community" gefunden:

Der Anführer der Hellwegbande
war mein Vater, der leider letztes Jahr am 1.08. mit 83 Jahren gestorben ist.
Auch ich habe die Aufführung im Juni von Herrn Ebel gesehen. Manchmal kamen die Szenen der Wahrheit ziemlich nahe, doch meistens gingen sie daran vorbei, da Herr Ebel sich zwar sehr bemühte, der Wahrheit nahe zu kommen, aber die meisten betroffenen Menschen bereits verstorben waren oder vielleicht gar keine Auskunft geben wollten (das war schon damals so). Bedauerlicherweise haben wir uns erst kennengelernt, als das Stück schon geschrieben war.

Mein Vater (Hubert Lange) spielte nicht die Hauptrolle, sondern jemand, der aus der Bande aussteigen wollte. Was ich sehr schade finde, da mein Vater ein Geber war, ein herzensguter Mensch.
Die Bande bestand außerdem aus maximal vier Leuten, da mein Vater grundsätzlich ein Einzelgänger war und nicht aus so vielen Leuten, die in dem Stück zu sehen waren.
Sicherlich kannte er die meisten aus dem Stück, aber sie hatten wenig mit der Bande zu tun.
Leider gibt es ja immer wieder Menschen, die dabei gewesen sein wollten.
Die Bande entwickelte sich aus der Not, da die Jugendlichen Hunger hatten.
Mein Vater hatte auch nie ein Maschinengewehr oder sogar noch Pistolen im Stiefelschacht getragen.
Er ist mit einer Luftpistole von den Engländern erwischt worden und zu Tode verurteilt worden.
Montgomery hatte ihn seinerzeit nach Kriegsende begnadigt.

Eine witzige Geschichte, die ich Euch nicht vergönnen möchte, ist folgende:
Ein paar Mann, darunter mein Vater, überfielen ein Lager, das zentnerweise Zucker aufbewahrte.
Er trug den schweren Sack den Hellweg entlang, glücklich darüber, eine gute Beute gemacht zu haben.
Doch in dem Sack war ein Loch und so rieselte der Zucker den Hellweg entlang.
Am nächsten Morgen fand man die Anwohner des Hellwegs mit Teelöffeln den Zucker auflesen...

Es ist übrigens wahr, dass mein Vater und seine Kumpanen den armen Leuten ihre Beute überließen, wenn sie selbst genug hatten. Zum Beispiel Butter - war damals Gold wert.

Es gab damals einen Polizisten, der ziemlich viel Unfug über meinen Vater herumposaunt hat. Wahrscheinlich nur deshalb, damit niemand bemerkte, wieviel Angst er wohl vor ihn hatte.
Leider gab es außerdem einen Zeitungs-Redakteur, der meinen Vater zum schlimmsten Verbrecher aller Zeiten machen wollte. Naja, so sind sie halt...

Obwohl er so viel Mist miterlebt hat, z.B. hat seine eigene Mutter ihn an die Polizei verraten oder sein Vater ihn schon mit 14 vor die Türe gesetzt, ist er ein herzensguter, niemals gewalttätiger Mensch gewesen. Er hatte selbst Angst. Angst vor dem nächsten Tag. Er lebte in leerstehenden Wohnungen, mit den Händen als Kissen unter der Wange.

Er hat aber auch nie Fuß gefasst. Zeit meines Lebens war er oft nicht zu Hause, weil er im Knast saß.
Er hat diese Zeiten nie überwunden, musste immer wieder aus innerem Zwang auf "Tour" gehen.
Ich bedaure von Herzen, dass diese Zeiten ihn kaputt gemacht haben, weil ich gerne mehr von ihm gehabt hätte, aber auf der anderen Seite bin ich sehr stolz auf ihn, weil er nie die Hand zum Gruße erhoben hat und weil er die letzten Lebensjahre meiner Mutter für sie da war. Sie umsorgt hat.

Vielleicht melde ich mich nochmal. Werde mal meine Notizen rauskramen und gucken, ob nach was Interessantes für Euch dabei ist.

R.G.

PS: Das Bild auf der Ackerstraße ist zwar schön, aber wie gesagt, mein Vater hatte kein Maschinengewehr.
Wie hätte er auch daran kommen sollen? Die konnte man auch gar nicht so halten. Leute, das waren andere Zeiten. Wisst Ihr eigenlich wie schwer diese Dinger damals waren. Und er war sicherlich kein Rambo... Außerdem war er in Wahrheit viel größer - grins.



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  Mädchen aus Flingern, geb. 1960 in der Flurklinik  
Aktualisiert am  
  01.02.2013  
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